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Erbsensuppenessen 2024: Würdevolle Würdenträger und kritische Kommentare

Wie seit Jahrzehnten üblich werden am Vormittag des Kirmeszugtages zahlreiche Ehrungen vorgenommen. Hier sind alle Würdenträgerzusammengefasst, die beim Erbsensuppenessen am Samstag, 15. Juni, im traditionsreichen „Boni“ an der Berliner Straße gewürdigt wurden. Bevor die Ehrungen anstanden, gab es selbstverständlich kurze Begrüßungen – so durch den amtierenden Iämpeströter Andy Pilarczyk, durch HHBV-Präsident Michael Kröner und durch Schausteller-Chef Dirk Wagner, der die gute Zusammenarbeit mit HHBV, Politik und Stadtverwaltung hervorhob.

Heimatkette für die Hüterin der Esel

Die Heimatkette wurde 2024 an Karin Thoma-Zimmermann verliehen. Sie ist in Haspe wohlbekannt als überaus engagierte jahrelange „Eselsführerin“. Es gibt kaum jemanden, der sich aufopferungsvoller in den vergangenen Jahren um die diversen Esel hätte kümmern können als Karin. Denn eins muss man ja stets und immer betonen: Ein Hasper Kirmesumzug ohne Esel ist absolut unvorstellbar, ist wie Suppe ohne Würze, wie Schmalz ohne Brot, wie Pizza ohne Käse. Kann man machen, ist aber nur halb so schön. Schließlich braucht der Kirmesbauer seine adäquate Begleitung. Das war im 19. Jahrhundert schon so, das soll auch in den kommenden Jahren nicht anders sein.

Dieses enorme „Esel-Engagement“ kann nicht hoch genug gewürdigt werden – immerhin 40 Jahre lang hat Karin ihren „Job“ bewältigt und dabei viele Esel kennengelernt. Allein dies ist bereits die Heimatkette wert.

Doch Karin Thoma-Zimmermann, die Ewigkeiten lang als couragierte Lehrerin an der Hauptschule Vorhalle gewirkt hat, ist aber auch in anderen Bereichen eine engagierte Frau – ja, man kann sagen, sie ist eine der ehrenamtlich engagiertesten Personen in Haspe überhaupt. Ob in der Flüchtlingsarbeit oder in der Corbacher 20, ob im Verein „AS“ (Arbeit schaffen in Haspe) oder bei Projekten in der evangelischen Kirche – die rührige und stets zuverlässige Frau vom Kursbrink ist in vielfältigster Weise aktiv. All‘ ihre Tätigkeiten führt sie eher wie selbstverständlich aus. In den Mittelpunkt der Öffentlichkeit drängt es sie nur selten, bislang war dies vorzugsweise Mitte Juni, wenn der Kirmeszug durch Haspe rollt, oder besser: rollte. Denn Karin will jetzt als „Hüterin der Esel“ in Rente gehen. Wer soll sie ersetzen? Genau diese Frage stellte auch ihr Laudator, HHBV-Ehrenpräsident Dietmar Thieser (Heimatkettenträger 2023). Natürlich hofft er – genau wie das gesamte sonstige Hasper Ulk-Volk –, dass es in naher Zukunft eine Person geben wird, die die Rolle von Karin Thoma-Zimmermann übernimmt. Einfach wird es nicht, denn, um Dietmar Thieser zu zitieren, „die von den Eseln beanspruchte Rundum-Betreuung ist eine Mammut-Aufgabe“.

Ritter und Medaillen

Die „Wachholderritter“ (Löffelträger) werden beim Erbsensuppenessen nicht, wie jeder kundige Mensch weiß, vom HHBV gekürt, sondern vom Bezirksbürgermeister. Horst Wisotzki hat für diese Würde im Jahr 2024 vier Personen ausgewählt, die allesamt in besonderer Weise ehrenamtlich überzeugt haben. Assistiert vom Hüter des Grals, Armin vom Orde, und einigen weiteren Adjutanten ließ der altehrwürdige „Oberritter Horst“ abermals das Gigant-Schwert „Excalibur“ in Aktion treten.

An erster Stelle stand Muhammed „Momo“ Sarac – der neue Kirmesbauer – zum Ritterschlag auf der Liste. Bei ihm erfolgte die „Löffel-Ehrung“ sozusagen im Einklang mit seinem neuen Amt. Ein Kirmesbauer ohne Wachholderlöffel – nee, das ginge in Haspe gar nicht, also wurde er schnellstens „gelöffelt“. Momo ist auch ansonsten ein super Typ, der sich – obwohl er erst 24 Jahre alt ist – schon seit über zehn Jahren als Mitglied bei den Hackebämmels betätigt. Mit seinen überdimensionalen spitzen Kirmesbauer-Schuhen (Größe 48) bewegt sich der stets charmant auftretende Hüne mitunter noch ein wenig ungelenk, aber eindeutig herausfordernder ist seine Körpergröße: Horst Wisotzki konnte den Zwei-Meter-Mann nur mit Hilfe einer Leiter zum neuen Ritter schlagen.

Als Löffelträgerin Nr. 2 wurde Rosi Tekaat auserwählt – die gute Seele aus Haspe und „schlagerbesessene Naturgewalt“, wie Horst Wisotzki amüsiert betonte. Sie hilft bei allen Veranstaltungen, sei es bei Blau-Weiß, beim Karneval, beim Kirmeszug, sie ist immer ansprechbar, hat immer ein offenes Ohr und leistet jede Unterstützung, die ihr möglich ist. Und damit nicht genug! Neuerdings hat sie auch noch einen Posten im HHBV-Vorstand übernommen.

Als den dritten Löffelträger nahm Wisotzki den Präsidenten des KCH 77 ins ritterliche Visier, Oliver Tillmann. Abgesehen davon, dass er immer hilfsbereitist, glänzt sein Club vor allem durch eine hervorragend ausgebaute Jugendarbeit sowohl beim Karneval als auch bei der Kirmes. Er bekam den Löffel stellvertretend für den Verein, da die 77er den HHBV stets bei den einzelnen Veranstaltungen – man denke nur an das Maifest und an die Kirmes –mit vollem Elan unterstützen. 

Und last not least konnte sich auch Jonas Friedhoff über die Ritterwürde freuen. Der junge Mann weist bereits eine beachtliche Hasper Karriere auf. Er ist die „rechte Hand“ von Horst Wisotzki, fungiert als stellvertretender Leiter der Bezirksverwaltungsstelle im Torhaus, seit diesem Jahr als Vizepräsident des HHBV und zuvor als stets gewissenhaft und schnell schreibender HHBV-Schriftführer, der sich mittlerweile obendrein auch noch um die Homepage kümmert.

Ferner wurde eine Verdienstmedaille vergeben, und zwar an Meike Marburger, die bei den Holden Hoaspern als Super-Wagenbauerin gilt. Sie fördert die Jugendarbeit in ihrem Verein, macht Hulakurse bei Berge-Westerbauer, zapft während der Kirmes gepflegte Biere, ist folglich also auch für den HHBV eine Unterstützung vom Feinsten. Eine spezielle Urkunde zur Würdigung der überaus fleißigen Mithilfe bei der Pflege der Esel gab es auch noch: Darüber durfte sich Annette Roth-Poser freuen.

Bolzen für Ordnungs-Big-Boss

Und der Hasper Bolzen? Der wurde in diesem Jahr den Ordnungsbehörden der Stadt Hagen zuerkannt – vertreten durch den Beigeordneten André Erpenbach. Der bekennende rheinische Karnevalist trug es mit „närrischer Fassung“ und nahm nicht nur frohgemut den Bolzen entgegen, sondern auch ein besonderes Autokennzeichen, das „Laudator“ Rainer Bartelheim speziell für Haspe ersonnen hat. Warum die Ordnungsbehörden mit ihrem „Big Boss“ den Bolzen bekommen haben, ist schnell erzählt. An mehreren Stellen in Kückelhausen parken oft – viel zu oft, nach Meinung manch‘ Alteingesessener – große Autotransporter und verstopfen auf diese Weise die Straßen und Gehwege. Zwar hat dieser Frevel in der Vergangenheit durchaus schon die „städtische Knöllchen-Verteil-Truppe“ auf den Plan gerufen, doch die Fahrer der Transporter lassen sich durch ein Knöllchen in keinster Weise beeindrucken. Der Haken: ein solches Knöllchen kostet in Hagen weniger als 70 Euro, weswegen das Geld bei den durchweg ausländischen Brummi-Akteuren in Litauen, Polen oder woauchimmer nicht eingetrieben werden kann – so sagt es die Gesetzeslage.

Also, dies jedenfalls schlussfolgerte Bartelheim, brauchen die Hasperinnen und Hasper auch ein ausländisches Autokennzeichen für den Ort im Tal der Ennepe, um künftig allen Knöllchen entgehen zu können. Erpenbach, von Martin Weiske (WP) zum Schutzheiligen der Wild-West-Parker „befördert“, durfte jedenfalls nicht nur den Bolzen mit in seine Hagener Amtsstube nehmen, sondern auch das ganz spezielle Kennzeichen. Sollen ihn doch beide daran erinnern, dass die Hasperinnen und Hasper es leid sind, sich von ausländischen Brummi-Fahrern auf der Nase pardon auf dem Verkehrsweg herumtanzen zu lassen und dass sie auch kein Verständnis dafür haben, dass die Stadt Hagen das Problem nicht in den Griff bekommt.

Bartelheim übrigens trat als „alter Kiffer“ auf die Bühne, gekleidet wie ein Hippie der 70er-Jahre. Seine Bolzen-Büttenrede nutzte er anfänglich dafür, ein bisschen Reklame für seinen Auftritt beim Kirmeszug zu machen. Hier ging es am Samstagnachmittag dann um angebliches Cannabis, angeboten in der Form von frischem Gras. Motto: „Lieber Gras rauchen, als Heu schnupfen.“

Es war, um schlussendlich WP-Redakteur Martin Weiske und seinen Zeitungsbericht zu zitieren, ein „Vormittag mit vielen kurzweiligen Momenten“, dem lediglich ein bisschen mehr Musik gefehlt habe. Dieser Einschätzung schließt sich auch die HHBV-Redaktion an.

Leviten gelesen

Apropos Weiske: Dem Zeitungsmann war es vorbehalten, als eine Art „Hofnarr“ vielen Anwesenden und einigen wenigen Nicht-Anwesenden (z.B. OB Erik Schulz) ein Stück weit die Leviten zu lesen. Besonders kritische Worte bekamendie Schausteller zu hören – 2023 hatte Martin Weiske in einem WP-Beitrag den Jahrmarkt scharf kritisiert. Seine „offenen Worte“ hätten seinerzeit viele Menschen gelobt, aber er sei halt auch übelst beschimpft worden.

Und in Bezug auf den neuen Ulk-Vordenker Michael Kröner und angesichts dessen Karriere beim HHBV fragte sich Martin Weiske, ob sich der Präsident im kommenden Jahr noch zu höheren Weihen berufen fühlen könnte – ob er also möglicherweise auf eine OB-Kandidatur schiele. Schließlich verlasse Schulz sein Amt, das ihn ganz enorm verschlissen habe. Unterm Strich fragte sich der auf der Klutert wohnende und bestens mit den Hasper Verhältnissen vertraute Weiske, ob der scheidende OB nicht einen Doppelbolzen 2025 verdiene, zumal er diesmal auch noch das Erbsensuppenessen geschwänzt habe.

Alle städtischen Dezernenten bekamen ebenso ihr Fett weg wie auch alle Bezirksbürgermeister. Ihnen allen verdeutlichte Martin Weiske, dass in Hagen zu wenig gemacht werde und dass sie allesamt zu wenig tun und bewirken würden. Immer nur vom ISEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) mantraartig zu reden, reiche nicht, denn so werde aus dem K = Konzept schnell ein K = Katastrophe.

Wie bereits erwähnt, es war ein kurzweiliger Vormittag. Und auch die Erbsensuppe hat den meisten der rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut gemundet, so dass sie sich im Anschluss gut gestärkt dem Kirmeszug widmen konnten. Hier durfte man sich insbesondere über die gelungene Arbeit der Wolkenschieber freuen: Die Regenwolken wurden vormittags hinweggepustet, aber nicht so, dass – wie in den Vorjahren – eine knallige Sonne hervorkriechen konnte. Das heißt: die schätzungsweise 15- bis 18.000 Menschen am Straßenrand konnten einen unterhaltsamen Kirmeszug bei nahezu idealem Wetter genießen.

Auf den Kirmeszug gehen wir noch einmal gesondert ein.