Kurzhistorie zur Hasper Kirmes, dem Kirmeszug und seinen Würdenträgern

von Martin Krehl

Es war im Herbst 1857, als sich in der Gemeinde Haspe, zum Amt Enneperstraße gehörend, eine Gruppe honoriger Bürger zur gemeinsamen Freizeitgestaltung eine Laienspielschar gründete. Wirt Kettler am Stenney fürchtete den derben Humor der Kaufleute, Baumeister und Fabrikanten. F.R. Körte gab daraufhin seinen Saal für die spaß-süchtigen Herren frei, sein Nachfolger Rabenschlag hatte auch nichts dagegen, dass bei ihm – im „Deutschen Haus“ – die Ulk-Brüderschaft ihr ulkiges Unwesen trieb. Das Wörtchen Ulk ward erfunden – zusammengesetzt aus Unsinn, Leichtsinn und Kneipsinn, die nun zu Hasper Tugenden erklärt wurden.

Im Sinne des Ulk veranstalteten die Herren unter Führung des Baumeisters Friedrich Schmidt allerlei Aufführungen als „Gesellschaft Ulk-Mühle“ und belustigten sich und ihresgleichen. Gründeten eine Ulk-Akademie und versandten Ulk-Doktorurkunden in alle Welt. Wer immer sich irgendwo öffentlich zum Narren machte, wurde mit dem Ulk-Doktortitel „belohnt“.

Am 3. März 1861, als die Evangelische Kirche zu Haspe eingeweiht wurde – die Baumeister Schmidts Werk war – befanden sich auch Schausteller und Artisten im Dorf. Als am Nachmittag die Ulk-Brüder tagten, fassten sie plötzlich den Entschluss, zusammen mit diesen Schaustellern in geschmückten Erntewagen und Kutschen durch die Straßen Haspes zu ziehen. Der erste „Kirmeszug“ war geboren.

1872 machten sich die durch und durch despektierlichen Kirmesfreunde sogar lustig über den Jeweiligen Höchstkommandierenden, der mit Polizeigewalt ausgestattet dem jeweiligen Umzug vorranritt. meist war es ein Kavallerieoffizier. Die Kirmesfreunde „erfanden“ den Kirmesbauern, der nicht zu Pferde, sondern ulkigerweise auf einem Esel reiten sollte. Erster Kirmesbauer und 27 Jahre in dieser Position war der Schuhmachermeister Hack. Er tanzte mit überdimensionalem Schuhwerk und in den Hasper Stadtfarben rot-weiß gewandet dem Zug voran und eröffnete dann die Schausteller-Kirmes. In ununterbrochener Folge gab und gibt Kirmesbauern bis heute. Der heutige heißt Udo Röhrig und stammt aus der Kirmesgesellschaft „Hackebämmels Enkel“.

1880 wollen die Kirmesöberen den prächtigen Kirmeszug fotografieren lassen, doch ein plötzlicher Landregen macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. 1881 regnete es erneut zum Unwillen der Kirmesfreunde, also wurden 1882 Hasper Wolkenschieber ernannt. Honorige Herren mit der Lebenserfahrung eines 70-jährigen, die in schwarzem Frack, Zylinder und viel Humor ihr Werk jeweils in den Wochen vor dem Kirmessamstag verrichteten. Über Jahrzehnte wurden vom Postkopf, einer Erhebung über dem Hasperbachtal, die Wolken geschoben und gutes Kirmeswetter gemacht. Sie werden alljährlich auf Eversbusch, das Hasper Maggi, vereidigt. Bis 1910 richteten Thekenclubs, Kegelvereine, Stammtische und Theatervereine den Kirmeszug aus, dann wurden die ersten reinen Kirmesgesellschaften gegründet. 1911 wurden erstmals Wertungsrichter entsandt, die die besten Darstellungen im Zug prämiierten. Im ersten Weltkrieg und in den wilden 20er Jahren fiel der Zug ein paar Mal aus. 1934 wurde der Kirmesverein gleichgeschaltet und der Nazi-Organisation KDF, Kraft durch Freude, angegliedert. Ab 1936 gab es wegen der Kriegshandlungen keine Umzüge mehr. Erst 1946 trotzten die Hasper der britischen Besatzungsmacht ihren Festzug wieder ab. 1947 wurde das 75-jährige des Hasper Kirmesfestzuges gefeiert.

1954 trat mit dem damaligen Karnevalsprinz und Ur-Hasper Karli Meier eine neue Symbolfigur ins Kirmesgeschehen. Der Wirt im Hasper „Stadthaus“ verkörperte den typischen Hasper Ennepesträsser, den „lämpeströter“ – aber sehr zum Erstaunen vieler in Glitzerfrack uns Silberzylinder, wohingegen der blaue Kittel, die Mütze und die Lederschürze die wahre Kluft der Hasper Poahlbürger und der Hammerschmiede war. Nur ein paar Jahre dauerte dieses Erscheinungsbild an, dann kam der“lämpeströter“ im Blaukittel.

An Auszeichnungen werden in Haspe seit je her der Ulkorden vergeben, dazu seit 1972 der Wachholder-Löffel, dessen Gebrauch aus Kirmesfreunden Wachholder-Ritter macht. 1983 kam der „Hasper Bolzen“ für Sünder gegen die Kirmesfreuden hinzu, ein Schwellennagel der alten Hasper Talbahn.

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