Der „Hasper Heimat und Brauchtum Verein“ (HHBV), unter anderem Veranstalter des alljährlichen Hasper Kirmeszuges, feiert 2021 seinen 160. Geburtstag. Baumeister Friedrich Schmidt und einige Mitstreiter gründeten ihn 1861 als „Gesellschaft Ulk“. Anfang März 2011 wurde im Gasthaus Hülsche mit einer „historischen Vorstandssitzung“ an diese Gründung erinnert.

Zu den Anfängen der Gesellschaft Ulk gibt es eine Darstellung, die in den 1930er Jahren von Konrektor Paul Schule („Schulte Heimatborn“) verfasst worden ist. Schulte war der wichtigste Heimatforscher Haspes in den 1920er/1930er-Jahren. Seine Berichte stellen bis heute eine wichtige Quelle dar.

Wir wollen deshalb Paul Schulte ein Stück weit zitieren:

„Im Herbst des Jahres 1857 traten in Haspe auf der bekannten Enneperstraße, welche durch ihren Gewerbefleiß überall in gutem Rufe steht, mehrere lustige Brüder zusammen, um zur weisen Verwendung der bevorstehenden langen Winterabende einen humoristischen Verein zu gründen. Ohne Vorparlament kam eine konstituierende Versammlung zustande, welche am ersten Abend sich lange vergeblich bemühte, einen passenden Namen für die neue Schöpfung zu finden, bis endlich ein alter Herr, dessen Zunge stets nach dem dritten Glas gelöst wurde, mit großer Begeisterung den Namen „Ulk“ vorschlug, der sich allgemeiner Zustimmung erfreute und mit großer Majorität zur Annahme gelangte.

Um der Gesellschaft eine planmäßige Konstitution zu geben, wurden drei Abteilungen gebildet für Unsinn, Leichtsinn und Kneipsinn, deren Inbegriff der Ulk sein sollte. Jedes Mitglied wurde je nach seiner Befähigung und Neigung einer dieser Abteilungen zugeteilt und so das Ganze parlamentarisch geordnet.“

Paul Schulte

Doch das Ulk-Geschehen trat zunächst nicht über bescheidene Anfänge hinaus. Es schlief gleichsam alles wieder ein – bis vor genau 160 Jahren!

1861 ging’s richtig los

Ausgangspunkt war diesmal die Fertigstellung der evangelischen Kirche im März 1861. In Erinnerung an dieses Kirchweihfest beschlossen die Hasper Gemeindeverordneten, einen Jahrmarkt einzurichten. Am 16. April 1861 genehmigte der Oberpräsident von Westfalen die Errichtung dieses Krammarktes, wenig später veröffentlichte das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Arnsberg die „Geburtsurkunde“ der Hasper Kirmes.

Im Stück 17 vom 27. April 1861 ist sie zu lesen:

„Es ist genehmigt worden, dass in Haspe, Kreis Hagen, ein Krammarkt errichtet und derselbe alljährlich am ersten Freitage des Monats Juli abgehalten werde. Arnsberg, den 19. April 1861“.

Nüchtern meldet dann eine Amtliche Bekanntmachung des Hasper Amtmanns Helle im Hagener Kreisblatt vom 29. Juni 1861:

„Hasper Kirmeß. Der diesjährige Kram-Markt in Haspe findet am 5. Juli statt, welches ich hierdurch zur Kenntniß des interessirenden Publikums bringe.“

Die Hasper Kirmes war also im Grunde als Warenmarkt, Kram-Markt, vorgesehen. Doch schon die erste Kirmes von 1861 erwies sich überwiegend als Volksfest, das nicht nur auf den ersten Freitag im Juli beschränkt blieb, sondern sich über das ganze Wochenende, über drei Tage hinzog, obwohl die Kirmes offiziell erst 1891 auf zwei Tage festgesetzt wurde.

Der 2011 amtierende geschäftsführende Vorstand des Hasper Heimat- und Brauchtum-Vereins mit Kassierer Peter Manka, Vizepräsident Udo Röhrig, Vizepräsident Lothar Weber und Präsident Dietmar Thieser spielte das legendäre Ereignis in einem kleinen Theaterstück nach. Den Text zu diesem „Nachspiel“ hatte Theatermacher Werner Hahn verfasst. Thieser verkörperte hierbei Baumeister Schmidt. Das Ereignis wurde in einem Film festgehalten, den wir der Öffentlichkeit nicht vorenthalten wollen.

Übrigens: In seiner Anfangsphase verlieh die Gesellschaft Ulk nicht ganz ernst gemeinte „Doktoren-Titel“. Daran wollte man ebenfalls 2011 wieder anknüpfen. Zum ersten Ulk-Doktor der „neuen Zeit“ kürte Präsident Dietmar Thieser – natürlich mit einer Flasche „Hasper Wachholder“ – den damaligen SPD-Politiker und NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider.

(Foto: Michael Eckhoff)