In Haspe hat das „Ulk-Volk“ am Samstag im legendären „Boni“ an der Berliner Straße die 5. Jahreszeit eingeläutet. Pünktlich um 19 Uhr startete Michael Kröner, der neue Präsident des Hasper Heimat- und Brauchtum-Vereins (HHBV), mit dem Kirmes-Kommers den Festreigen, der sich noch bis zum 17. Juni erstreckt und der am Samstag, 15. Juni, mit dem traditionellen Kirmesfestzug seinen Höhepunkt haben wird.

Abschied von Iämpeströter Sven Karnath (2. von links) mit seinen beiden Paginnen. In der Mitte: Kirmesbauer Muhammed „Momo“ Sarac mit Blumenmädchen Vanessa; rechts: die Wolkenschieber Willi Würfel und Herbert Gitt. Foto: Michael Eckhoff

Am Samstag standen im „Heimatteil“ zwei besonders wichtige Aspekte im Mittelpunkt. Zum einen wurde der neue Iämpeströter inthronisiert – also jene Symbolfigur, die die Brauchtumsfreunde in den kommenden repräsentieren wird –, und zum anderen erfolgte die Ulk-Orden-Ehrung.

Nach „zweimal Eckhoff“, Michael Eckhoff (2022) und Thomas Eckhoff (2023), ging der Ulk-Orden im Jahr 2024 an Wolkenschiebermeister Willi Würfel. Foto: Michael Eckhoff

Doch wie seit Jahrzehnten üblich, erfolgte zunächst der Einzug der Standartenträger, der Wolkenschieber, des Kirmesbauers samt des Blumenmädchens, sodann des bis Samstagamtierenden Iämpeströters 2023 Sven Karnath und last not least der Riege der Ex-Iämpeströter, allesamt begeistert und begeisternd willkommen geheißen von Michael Kröner. Der Ex-Kirmesbauer führte launig und zügig durch das Programm, begrüßte alle Anwesenden routiniert und machte auch ansonsten deutlich, wie wohl er sich in seiner neuen Rolle fühlt. 

Foto: Michael Eckhoff

Besonders lautstark bejubelten die anwesenden Gäste den Einmarsch des neuen Kirmesbauers. Mit Muhammed „Momo“ Sarac hat ein erst 24-jähriger junger Mann, geboren im Tal der Ennepe und schon seit Kindesbeinen mit dem Hasper Ulk vertraut, den „Job“ von Michael Kröner übernommen. Das erste Mal war er den Haspern beim Maifest präsentiert worden, nun also hatte er seinen zweiten großen Auftritt – und auch den bewältigte er wieder souverän und mit großer Leidenschaft. Bei seiner kurzen Rede betonte er, wie sehr er sich auf den Kirmeszug freue und dass ein Kindheitstraum wahr werde.

Dann folgte die Auskleidung des bisherigen Iämpeströters. Sven Karnath hat ein Jahr lang das Hasper Ulk-Volk angeführt. Es sei eine „geile Zeit“ gewesen – der „Job“ habe unendlich viel Spaß gemacht, resümierte er. Dass bei ihm und seinen beiden Paginnen ein paar Tränen flossen, sei hinzugefügt – zeigt diese Rührung doch, wie sehr sich das Trio in all den vielen Monaten dem Brauchtum und den Menschen im Tal der Ennepe verbunden gefühlt hat.

Dem Kirmesbauer war es dann vorbehalten, den neuen Iämpeströter zu „suchen“. Gefunden wurde Andreas „Andy“ Pilarczyk. „Andy“ ist kein gebürtiger Hasper, ist also nicht mit Ennepewasser getauft – die Liebe brachte den gebürtigen Bochumer einst nach Haspe. Doch von seiner „Herzdame“ wurde er schnell in die höheren Weihen des hiesigen Brauchtums eingeführt. Da er bereits in Bochum Mitglied einer Brauchtumsgesellschaft gewesen war, war ihm das Metier als solches nicht fremd, und so ist es nicht verwunderlich, dass der Funke schnell übersprang. Schon wenig später kam er mit den „Hackebämmels Enkeln“ in Berührung – dieser Kirmesverein wurde für ihn zu einer Art zweiten Familie. Hier machte er auch Karriere, die ihn sogar ins Präsidentenamt beförderte. Nun also ist er der neue Iämpeströter – ein Jahr lang wird er der wichtigste Repräsentant des Ulks sein. Ihm zur Seite stehen als Paginnen seine zwei Töchter Nicole und Nadine.

Der neue Hasper Iämpeströter, am Samstag inthronisiert: Andreas „Andy“ Pilarczyk mit seinen Töchtern und Paginnen Nicole und Nadine. Foto: Michael Eckhoff

Nach der Inthronisierung des Iämpeströters stieg Haspes Bezirksbürgermeister Horst Wisotzki auf die Bühne. Ihm fiel die Aufgabe zu, Willi Würfel zu würdigen. Würfel ist nicht nur seit „ewigen Zeiten“ ein absolutes Urgestein des Hasper Brauchtums, sondern vor allem auch der zweitwichtigste Wolkenschieber. Als Meister vertritt er regelmäßig und zuverlässig Obermeister Fritz Gerke. Dabei sagt er nicht viel – er handelt lieber, wie Laudator Wisotzki schmunzelnd betonte. Dieses Lob war mit einer Forderung verbunden – Willi Würfel und seine Wolkenschieber-Kollegen wurden aufgefordert, beim Wetter nicht wieder so zu „übertreiben“ wie in den vergangenen Jahren. „Bitte nicht wieder 35 Grad im Schatten“, bat Wisotzki, „25 Grad und Sonne reichen uns.“ Man darf gespannt sein, welches Wetter die Wolkenschieber in diesem Jahr dem Zug tatsächlich bescheren werden.

HHBV-Organisationschef Thomas Wolter und HHBV-Vizepräsidentin Claudia Kempa ließen es sich zu guter Letzt nicht nehmen, Michael Kröner noch einmal offiziell aus dem Kirmesbauer-Amt zu verabschieden und im Präsidentenamt willkommen zu heißen. Kröner wiederum wies zum Ende des Heimatteils noch auf eine Premiere hin: auf die neue Kirmeszeitung (HKZ). Jahrelang war die HKZ in einem mittelgroßen Zeitungsformat erschienen – bis Corona kam. In der Pandemie-Zeit mussten die Hasperinnen und Hasper auf diese liebgewonnene Publikation verzichten. Sehr zum Leidwesen vieler Brauchtumsfreunde. Nun gibt es die neue HKZ – allerdings im kleinen Zeitschriften-Format, produziert und gestaltet von Michael und Jan Eckhoff. Wenn sie sich bewährt, soll es im nächsten Jahr eine Fortsetzung geben.

Noch einmal offiziell im Präsidentenamt begrüßt und aus dem Kirmesbauer-„Job“ verabschiedet: Michael Kröner. Links: Thomas Wolter, rechts: Claudia Kempa. Foto: Michael Eckhoff

Jetzt geht es erst einmal am Freitag auf dem Gelände der alten Feuerwache, Enneper Straße 4, weiter – mit dem Dämmerschoppen um 18 Uhr. Und am Samstag steigt dann an der Feuerwache das Wolkenschieberfest – da wollen am Nachmittag so ab etwa 15 Uhr die Mannen rund um Willi Würfel unter Beweis stellen, dass sie auch das „schöne Wetter bei 25 Grad“ im Repertoire haben.