Wenn uns die Corona-Pandemie nicht heimgesucht hätte, wären die Hasperinnen und Hasper am vergangenen Samstag, 6. Juni, in die heiße Kirmesphase eingetaucht und hätten in der Rundturnhalle („Ufo“) an der Kölner Straße ihren Kommers veranstaltet.
Im Verlauf des Kommers hätte der Hasper Heimat- und Brauchtum-Verein (HHBV) auch seinen neuen Iämpeströter inthronisiert. Doch das extrem unberechenbare und teils überaus tödliche Coronavirus hat dafür gesorgt, dass es weder den Kommers geben konnte noch die Inthronisierung oder eine andere „richtige“ Ulk-Festivität.
Eher traurig ist deshalb die Situation für Thomas Wolter, den bislang amtierenden Iämpeströter. Eigentlich wäre der vergangene Samstag für Wolter mit einem ganz besonderen Moment verknüpft gewesen: mit dem Abschied vom Amt. Noch einmal hätte er als Iämpeströter im vollen Ornat, also mit Kette, Käppi und Schürze, vor großem Publikum auftreten dürfen. Dies blieb ihm jedoch verwehrt. Nun gehört er streng genommen dem „Club der Ex-Iämpeströter“ an. Aber sicherlich wird man einen Weg finden, Wolters offiziellen Abschied beizeiten nachzuholen.
Tatsächlich gibt es nun zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg im Tal der Ennepe die Situation, dass die Brauchtumsleute des HHBV die nächsten Monate ohne einen „amtierenden Iämpeströter“ und ohne neue Wachholderritter auskommen müssen. Zum Glück existieren aber noch ein paar andere Würdenträger, die vorübergehend in die Bresche springen können, so zum Beispiel Wolkenschieberobermeister Fritz Gerke, der bisherige Iämpeströter Thomas Wolter, der HHBV-Vorstand um Präsident Jörg Bäcker und selbstverständlich der zu Beginn des Jahres wiedergewählte Kirmesbauer.
Normalerweise hätte Kirmesbauer Michael Kröner in den Juni-Tagen das traditionsreiche Ulk-Geschehen zusammen mit Esel, Blumenmädchen und Iämpeströter angeführt. Doch nun blieb Kröner am vergangenen Samstag nichts anderes übrig, als die heiße Kirmesphase lediglich symbolisch einzuläuten – mit einem kleinen Treffen am Kirmesbauerdenkmal vor dem Torhaus, Kölner Straße 1. Natürlich traf man sich mit einem kleidsamen Nasen-Mund-Schutz und schützendem 1,50m-Abstand. Auch einige Vertreter der angeschlossenen Hasper Kirmesvereine, Ulk-Freunde aus den Nachbargemeinden und Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser ließen es sich trotz einiger heftiger Regengüsse nicht nehmen, zusammen mit dem Kirmesbauer ein paar Tränen in Anbetracht der bereits ausgefallenen und der noch ausfallenden Brauchtumsveranstaltungen zu vergießen.
Denn selbstverständlich findet das Wolkenschieberfest am kommenden Samstag ebenso wenig statt wie der Kirmeszug am darauffolgenden Samstag, 20. Juni. Aber der HHBV würde sich trotz alledem freuen, wenn sich einige Ulk-Freunde dazu entschließen könnten, die Straßen mit Hasper Fahnen zu schmücken. Und vielleicht gibt es obendrein noch einen weiteren symbolischen Akt, um daran zu erinnern, dass eigentlich ein Kirmeszug durch die Hasper Straßen touren würde. Warten wir’s ab.